Die Thoma-Orgel

Die Kirche der Augustinerchorherren von Schlehdorf wurde von 1727-1780 – mit Unterbrechungen – erbaut. Drei Jahre nach ihrer Fertigstellung erhielt sie eine Orgel, die Franz Thoma (um 1745-1817) aus Aitrang bei Kaufbeuern baute. Thoma war Schwiegersohn und Nachfolger des berühmten Orgelbauers Balthasar Freiwiss. Von den wenigen erhaltenen seiner Orgeln ist die Schlehdorfer die einzige, die heute wieder die ursprüngliche Disposition besitzt.

Der Schlehdorfer Orgelherbst

Seit dem Jahr 2000 – nach Abschluss der aufwändigen Restaurierung – findet jedes Jahr der Schlehdorfer Orgelherbst statt. An vier Sonntagen im September werden Konzerte mit berühmten und renommierten Organisten des In- und Auslandes veranstaltet. Diese Konzertreihe hat sich bis zum Jahr 2013 einen Namen gemacht und lockte viele Musikliebhaber und Orgelinteressierte nach Schlehdorf.

Der Konzertbetrieb musste ab 2014 aufgrund umfangreicher Sanierungsarbeiten und mehrjähriger Schließung der Pfarrkirche St. Tertulin eingestellt werden. Seit der Wiedereröffnung im Oktober 2021 findet der Orgelherbst ab September 2022 wieder statt.

Alle Register werden gezogen

Im Laufe der Zeit wurden eine Reihe von Umgestaltungen und „Ergänzungen“ vorgenommen. Trotzdem bleib so viel originale Substanz erhalten, dass 1997-2000 eine Restaurierung durch den Münchner Orgelbau Johannes Führer in München durchgeführt werden konnte. Alle originalen Teile wie Windladen, Gehäuse und fast das ganze Pfeifenmaterial konnte man wieder verwenden. Die Orgel bekam erneut ihre historische Stimmtonhöhe (a‘ = 415 Hz). Sie ist also einen halben Ton tiefer als üblich gestimmt und steht im damaligen „Kammerton“. Die Windversorgung durch zwei große Keilbälge aus Ziegenhaut wurde rekonstruiert. Damit wurde die Orgel aufwändig in den ursprünglichen Zustand Zurückgeführt und erklingt seitdem wieder in ihrem originalen, barocken Klangbild. Auch in optischer Hinsicht präsentiert sie sich wieder in alten Pracht. Hell erleuchtet erwächst hinter den wellenartigen Rocaille-Formen des Brüstungsgitters der fünfachsige Prospekt. Lebhaft bewegt, ragen die Harfenfelder der Orgel über die kleinen Prospektpfeifen der Mittelnische, verziert durch vergoldetet Rokoko-Schleierbretter. Selbst die marmorierte Originalfassung wurde nach Untersuchung der alten Farbschichten wieder aufgetragen.

Hauptwerk(II) C-c‘‘‘

1. Prinzipal 8′

2. Flöte 8′

3. Quintadena 8′

4. Gamba 8′

5. Flöte 4′

6. Oktav 4′

7. Sesquialter 3′

8. Superoktav 2′

9. Mixtur 1′

Hauptwerk(II) C-c‘‘‘

10. Copel 8′

11. Prinzipal 4′

12. Flöte 4′

13. Oktav 2′

14. Cimbel 1 ½‘

Pedal C - H

(12 Töne, von c-f repetierend)

15. Subbass 16′

16. Oktavbass 8′

17. Violon 8′

18. Trompetenbass 8′

 

Manualschiebekoppel

Pedalkoppel

Quelle

Reichling, Alfred/ Reichling, Matthias: Orgelgeschichte der Pfarrei Schlehdorf, in: Kath. Pfarrgemeinde St. Tertulin (Hrsg.): Orgeln. Ehemaliges Augustinerchorherrenstift Schlehdorf Ohlstadt, Schlehdorf 2011, S. 7-28